Dienstag, 29. Juni 2010

Das Spital....

Mein Tagesablauf:

6:45: Gemeinsames Frühstück –ziemlich europäisch angehaucht, ausser der Mangosaft und die frischen Avocados als Brotaufstrich
















7:20: Abmarsch Richtung Spital, das ja bekanntlich noch von den Italienern noch für Militärzwecke in den 30ern erbaut wurde, hier der Haupteingang des Universitätsspitales von Jimma :o)):





















Unser Weg führt uns zu unserem Office rechts an diesem wunderbaren Schild vorbei was vor 4 Wochen vom Sturm umgerissen wurde und jetzt praktischerweise immer noch am Boden steht.

Danach passiert man dieses wunderbare Gebäude...

...es wird gesagt dass hier ab und an wirklich telemedizinische Konferenzen mit Boston!!! abgehalten werden, ich habs noch nie erlebt........

7:50: kurzes Vorbeischauen auf Station ob man bereits irgendwelche Aufnahmen der Nacht findet (erkennt man meitens an insuffizienten Gipsen und unnatürlich verrenkten Extremitäten) Das ist der Eingang zu unserer Station, dem Ward Surgical C:












8:00: Morgenrapport der Chirurgie. Ohmeiohmeiohmei, ich versuch den mal kurz in Worte zu fassen: Da sitzen die drei diensthabenden Interns (studenten im letzten Jahr) vorne und versuchen in meist unverständlichem und geflüsterten Englisch, die Aufnahmen, Operationen und Verstorbenen der letzten Nacht an +/- 50 Ärzte weiterzugeben, wobei ab der 2.Reihe fast kein Wort vertanden wird, und die meisten „Zuhörer“ eh erst frühestens um10 nach8 hereinspaziert kommen. Diese Patienten sind meist absolute Katastrophenfälle, offene Schädelhirntraumen, veraltete offene Frakturen, Messer oder Schussverletzungen, immermal wieder ein Darmverschluss aus den verquersten Ursachen UND……Abszesse an allen Möglichen Orten und in jeglicher Grösse.

Die Vorstellung selbst ist dann zudem völlig insuffizient, die wichtigsten Punkte fehlen zu 90%....

Wir gehen normalerweise nach den traumatologischen Vorstellungen auf Station, weil der Rapport -wie aus o.a. Gründen zu erwarten- meistens seeeehr lange geht.

Dort beginnt die Verbandsrunde. Wir besprechen am Vorabend die Verbände und Wunden die wir persönlich sehen wollen, das wechselt täglich, je nach individuellem Verlauf, damit wir eine –durchaus wahrscheinliche- Verschlechterung rechtzeitig mitbekommen. Die übrigen Verbände werden durch mehr oder weniger motivierte Pflegende durchgeführt, die sind dann meistens“ very good, no Pus“…………egal wie die Wunde tatsächlich aussieht.


Wobei es gibt wirklich auch gute Leute auf der Station, das muss man auch sagen und auch die weniger fähigen sind meistens unheimlich nett :o))).



Kleine Übersicht über die Station, oben sind wir im Patientenzimmer,zu Erinnerung 8 Patienten plus doppelt so viele Angehörige, unten ist unser Korridor, weil ja der Platz nicht ausreicht. Wie man sieht liegen die Patienten aufgereiht auf dem Gang, wobei darauf geachtet wird, dass die frischoperierten dann doch in die Zimmer kommen -gelingt aber nicht immer _chronisches Platzproblem.....

So ab 8:30 muss man sich darum kümmern dass der erste Patient in den OP kommt, wobei nicht sicher ist ob er da auch ankommt..und wenn er dann ankommt, ob überhaupt Anästhesie da ist und –man höre und staune- ob der Pat. unterschrieben hat für den Eingriff, weil ohne Unterschrift keine Narkose und ohne Narkose keine OP….

Individuell zwischen 9-10hr (meistens aber eher zweiteres): Schnitt

kleine OP-Einblicke gefällig?

Bitte....


...hier unser traumatologischer Saal, wirklich schön gross, ab und zu gibt es halt keinen Strom, damit kein Licht, keine Druckluft, kein O2, kein Halothan oder die Lampe lockert sich und operiert dann auch noch mit..... :o))


Mo, Mi, Dogeht unser OP-Tag bis 14:00, da am Mo und Do grosse Teaching Visite ist und am Mittwoch ab 14 Uhr Sprechstunde

Di und Fr geht unser Saal eigentlich bis 16:00 Uhr, aber alle diese Zeiten sind seeeeeeehr variabel und dementsprechend werden Patienten häufig verschoben oder auch schon aus dem OP wieder zurüchgeschoben (z.B. Stromausfall, keine Anästhesie, Kein Sauerstoff, oder der Patient überlegt es sich auf dem OP-Tisch plötzlich noch anders)

Tgl 16-17:oo (leider variabel wär aber mein Ziel in den nächsten Wochen): Besprechung der Röntgenbilder des Tages (ich hab hier noch NIE zwei saubere Ebenen gesehen, es sind alles die wildesten Schrägaufnahmen auf z.T. ziemlich kaputten Filmen), Festlegung des OP-Programmes für den nächsten Tag sowie der Verbandsrunde

Ab 17:00 frei………..theoretisch..... :o))))

PS:

Die Sprechstunde ist meistens ein wahres Kuriositätenkabinett. Zum einen kommen die Nachkontrollen der letzten Wochen -Qualitätssicherung muss ja sein- zum anderen kommen die Menschen mit den verrücktesten Sachen. Da stehen manchmal Platten seit Jahren aus der Haut, stört die Leute aber nicht, oder sämtliche in Fehlstellung oder gar nicht verheilte Brüche, die dann entweder zu den verrücktesten Stellungen der Arme oder der Beine führt oder eben zu einem entsprechenden Wackeln da wo sicher keine Gelenke sind......

Knochentumoren in grotesken Ausdehnungen, seit Jahren-Jahrzehnten bestehende Verbennungsnarben, Klumpfüsse, Rachitiskinder, die furchtbarsten chronischen Knochenentzündungen -wo überall Eiter rauslaufen kann- einfach alles und noch viel mehr..... und für alles braucht man immer Übersetzer weil fast alle Patienten kein Englisch können.

Und dann ist es wie immer: Man erklärt dem Patienten ausführlich ca 5min um was es geht und was wir planen, und dann lässt man den Intern übersetzten.....das sind dann ca. 10-15 Worte?!?!??!?!?!?!?!? Und auf meine Anmerkung das meine 5min englisch doch nicht den 15 Worten amharisch entsprechen können, ernte ich dann immer ein ganz beflissenes Kopfnicken, dass sicher alles übersetzt wurde..........wers glaubt......... ;o)

3 Kommentare:

  1. Hey Honey,
    Mexi hat mir von deinen Plänen erzählt und die Blog-Adresse genannt. Ich hoffe, es ist dir Recht, wenn ich michdraufschalte und interessiert deinen Weg in Äthiopien verfolge!

    Ganz herzliche Grüße aus Rottweil

    Richard

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  2. Hey, Richard,

    klar schön von Dir zu lesen!!!!

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  3. Hallo Steffi, viel zu selten komme ich dazu, in Deinem Blog zu lesen, dann aber mit grosser Begeisterung. Viele Dinge erinnern mich an die Zu- und Umstände in Chile - und ich habe grossen Respekt vor Deinem Durchhaltevermögen. Denk immer dran, so alleine bist Du gar nicht, wir denken immer an Dich, Tanita und Co.

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