Freitag, 17. September 2010

Patienten

Mal wieder was zzu meiner...... Ja, wen behandel ich denn eigentlich???? Das ist eine extrem bunte Mischung aus unfallchirurgischen Fällen, Tumoren, Knochen- o.a. Entzündungen aller Art , Fehlstellungen, Fehlbildungen, Verbrennungen....viele Fälle sind sehr traurig, aber die Patienten selber sind -meistens-wirklich eindrücklich. Ein paar stelle ich hier jetzt einfach mal vor:

Solomon, nach einem schweren Motoradunfall mit völlig zertrümmertem Schienbeinkopf eingeliefert, 2x operiert( 1.Mal 2 Platten, 2. Mal Korrektur von 2 Schrauben, da ich ja hier ohne intraoperatives Röntgen arbeite kommt sowas schon mal vor) einer der wenigen die englisch sprechen, noch dazu sehr gut, einer meiner absoluten Lieblingspatienten...

im Vordergrund seine Tochter, an seinem Bett seine Frau und seine Schwester und im Hintergrund ein Haufen Nurse-students........


Diese kleine Patientin hatte einen Ellenbruch, den wir verplattet haben, es ist ihr 2.Tag nach der OP, und keine Angst, die Hand ist völlig normal, die hält sie nur so komisch....könnt ihr mir wirklich glauben, da hab ich keinen Nerv kaputt gemacht!!!! Eine ganz süsse Maus, leider HIV pos.

...sowas erfährt man dann ganz zufällig 5 min vor der OP, aber besser spät als gar nicht.....

Diese Frau hatte einen Fuss, der komplett von einem Weichteiltumor in einen schrecklich stinkenden Klumpen umgewandelt war, nach laaanger Überredung hat sie sich dann schliesslich Unterschenkelamputieren lassen.

...natürlich war der Tumor über die letzten 4 Jahre!!!!!!!! vor sich hingewachsen

Einer meiner jüngsten Patienten mit einer Hüftkontraktur (Hüfteinsteifung) auf Grund eines Abszesse wo am Anfang nicht klar war ob eine Hüftgelenksentzündung zugrunde liegt.


..übrigens ganz typisch, hier werden die Kinder an allen möglichen und unmöglichen Orten gestillt und manchmal lassen die Mütter ihre Brüste einfach den ganzen Tag draussen hängen...
Der kleine hatte übrigens Glück, er hatte keine Gelenksentzündung und hat nur ein paar eher unschöne Verbandswechsel von mir über sich ergehen lassen müssen, das Bein haben wir in einer Extension wieder gestreckt und ist quietschfidel wieder nach Hause gegangen; am Kopf sieht man übrigens noch die venöse Leitung für die Antibiotikatherapie....

So hier ist ein Leprapatient, man sieht es an seinen Händen und nicht mehr vorhandenen Unterschenkeln. Er hat einen furchtbaren Stumpfinfekt rechts entwickelt, wo der Knochen unten rausgeschaut hat, so dass ich den Stumpf gekürzt habe, aber auch auf der anderen Seite ist er nicht sauber voramputiert, mit immer widerkehrenden Druckstellen, man sieht ja bereits einige davon, und wird über kurz oder lang auch hier nachamputiert werden müssen...
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Solche Patienten sind, wie er auch, sehr depressiv (nehmen sogar Antidepressiva), aber auch er lacht seit der Amputation immer öfter!!!!!!!!


Jetzt kommt ein ganz trauriger Fall, Neiser. Er hat sich eigentlich eine ganz harmlose Oberarmfraktur im unteren Bereich zugezogen, die noch nicht mal verschoben war, also bei uns hätte man einen Gips für 4 Wochen angelegt und fertig. Hier geht man halt auf dem Land zum traditional Healer und der legt dann eine Bambusschiene an, die fest angezurrt wird, was dann leider -nicht so selten- zum absterben des Armes führt, wie auch in diesem Fall, ich hab fast eine Woche lang versucht den Arm zu retten, aber leider vergebens.....

Er hat durch seine absterbenden Muskeln eine schwere Sepsis entwickelt und es hat auch noch nach der Operation noch sehr lange gedauert bis er wieder so lachen konnte und verstecken spielen konnte wie auf den Fotos.


Bei dieser jungen Dame hat der Oberarmknochen für fast eine Woche aus der Haut heraus geschaut, er war halt gebrochen, aber es gibt ja wichtigeres als mit der Tochter ins Spital zu kommen, sie hat wie man sieht einen Fixateur externe bekommen , aber der Eiter ist auch trotz ausgiebigem Debridement und entsprechend schmerzhaften Verbandswechseln noch seehr lange geflossen, aber auch sie hat zum Schluss immer gelacht, der Langzeitverlauf muss aber abgewartet werden.....

Ein weiteres eher trauriges Kapitel sind die vielen Verbrennungskontrakturen, Verbrennungen kommen hier in jedem Alter, aber v.a. bei den Kindern sehr häufig vor, da zuHause meistens mit Holz geheizt wird und dementsprechend immer alles mögliche Feuer fängt.
Die folgende Patientin hat sich im Alter von 1a verbrannt worauf sich die Narbe zu unterem Photo entwickelt hat, also seit 16 Jahren ist der Fuss verkrüppelt am Hintern.

Was wir gemacht haben ? Throughknee amputiert, also das Kniegelenk exartikuliert, so dass sie jetzt endlich eine normale Prothese tragen kann, und es ist wirklich unbeschreiblich, als sie das erste mal den Stumpf nach der Operation gesehen hat, hat sie geweint vor Glück.
Vor der Operation war sie sehr depressiv und hat viel, viel geweint und danch wie unten zu sehen war sie ein fröhlicher, lachender Teenie....

Das ist manchmal so verrückt, Du amputierst und die Leute lieben Einen dafür......

Ein weiterer Kampf um die Hand ist Tamirat, der hat einen Abszess am Handrücken entwickelt, der auch in auswärtigen Healthcentern mit irgendwelchen Salben behandelt wurde. Als ich ihn das erst mal gesehen hab, war der ganze Teil über dem Handgelenk, inclusive Haut, Sehen, Muskeln und Knochen einfach weggebutter, weiss Gott, was die da drauf geschmiert hatten. Wir haben alles totes Gewebe inclusive dem gesamten Handgelenk weggenommen, lebendig sind also nur noch die vorderen Weichteile ( die aber Gefässe und Nerven enthalten). So dass er jetzt zwar seine Hand noch hat, aber keine Stabilität, weil ja nix mehr da ist, was die Hand hält. Wenn er Glück hat ist die sich jetzt entwickelnde Narbe stabil genug die Hand langfristig zu halten, ansonsten wird er immer eine Schiene zur Stabilisierung benötigen....

...aber alle sind froh, dass die Hand noch dran ist. Mit ihm übrigens einer seiner älteren Brüder, der Tag und Nacht über seinen kleinen Bruder wacht. Tamrat hat übrigens bei den Verbandswechseln, die er ja täglich hat noch kein einziges mal geschrien oder geweint. Nur am Anfang ab und zu gestöhnt, ein ganz toller junger Mann!!!!!!


Dieser Junge ist in einen rostigen Nagel getreten und hat dann eine chronische Knochenentzündung im Fersenbein entwickelt. Wir haben das Fersenbein vollständig ausgekratzt, danach sind die se Patienten immer für mindestens 2 Wochen unter iv- Antibiose und danach noch für mind 4. Wochen unter oraler Antibiose ( Für alle Mediziner: die Kombi hier ist Ampicillin und Chloramphenicol 4xd)


Nur mal so zum vorstellen wie die Leute in meine Sprechstunde kommen. Diese junge Dame kam mit ihrem Vater vor 1 Woche, seit ungefähr 2 Monaten schaut ihr das Schienbein aus dem Unterschenkel.......

Mittlerweile auch operiert, der tote Knochen ist entfern, das ganze Schienbein debridiert und ein Muskellappen hereingeschlagen um die "Heilung" zu fördern, bisher schauts aber gar nicht so schlecht aus :o))

So, das war mal so ein ganz bunter Einblick in meine Patienten, aber wie man sieht egal wie sclimm es für uns auch scheinen mag, uhre Lebensfreude haben sie alle nicht verloren, sondern sind alle fröhliche Menschen geblieben und das zu erleben ist echt toll!!!!!

Vor einer Woche ist mir aber auch das erste Kind gestorben, ein 12jähriges Mädchen mit wahrschenlich TBC bedingten Gelenksentzündungen von Knie und Hüftgelenk. Wir haben einen für hier Routineoperation durchgeführt und am Abend der Operation ist sie gestorben, davon hab ich natürlich erst am nächsten Morgen erfahren.....das geht einem dann schon unter die Haut.
Ich hab dann versucht rauszufinden was die Ursache gewesen sein könnte, Autopsie o.ä. gibts ja hier nicht, wahrscheinlich hat sie eine Fett, oder Luftembolie gemacht, aber ausser mir interessiert das hier ja keinen und gaht auch keinem Nahe, gehört halt zum Leben dazu. Hart, sehr hart...................

So, aber wie hier das Leben ist mach ich auch gleich mit was anderm weiter,
kleine Bilderserie aus dem OP:

Stromausfall, Gott sei Dank hat Patricia ihre STirnlampe dabei gehabt :o)))

1. Legen des venösen Zuganges (was ich hier wieder Leitungen lege-aber damit kann man ganz schnell in den Heldenstatus aufsteigen :o)))))))


2. Stechen der Spinalanästhesie, nachwievor mit mir als flexible Beleuchtung, die auf Zuruf reagiert.....


3: Operation, in dem Fall eine Unterschenkelamputation nach schwerstem Quetschtrauma


..und noch was aus dem OP-Kuriositätenkabinett.......
Das, was da auf dem frisch desinfizierten Bein sitzt....

...ist nämlich ein Schmetterling!!!!!!!!!!!!!!
Arggggghhhhhhh, der ist ja nun wirklich keine kleine Fliege die durch irgendwelche Löchelchen hereinkommt.

...er hat diesen beleuchteten Fleck aber nicht mehr lebend verlassen.................................................................... :-O

Mittwoch, 8. September 2010

Nimmer allein!!!

Mittlerweile bin ich wieder heil von meiner Mission "Visumsverlängerung" aus Addis zurückgekehrt, mit gültigem 3-Monatsvisum im Pass -sogar mit Foto!!!!!!
Wie man feststellt, dass man wieder in Jimma ist? Indem man, wenn man aus dem Bus hier aussteigt, gleich mal wieder knöcheltief im Matsch steht :o)))...und gleichzeitig unendlich froh ist wieder daheim zu sein.

Und der Empfang im Spital- einfach unbeschreiblic-h, Patienten und Pflege haben mich umarmt mir zigfach die Hände geschüttelt -wie wenn ich jaaahrelang weggewesen wäre und alle haben mir gratuliert zu diesem "Sieg" über die Bürokratie -so machts Spass wieder zur Arbeit zu gehen...

Und noch viel wichtiger:

ICH BIN NICHT MEHR ALLEIN, PATRICIA IST DA!!!!!!

freufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreufreu

Einfach jemand, der einen wieder im Kampf mit dem täglichen Wahnsinn unterstützt, bei dem man auch nur mal auf Deutsch Dampf ablassen kann tut soooo unendlich gut.
Und ich hab einfach schon in der letzten Zeit gemerkt dass mich dieses an allen Fronten zuständig sein ganz schön Energie gekostet hat, man merkt einfach wie die Reizschwelle sinkt...und meine stoische Ruhe und Gelassenheit mich immer öfter verlassen hat.

Hab Patricia dann auch gleich mal ein bischen hier eingefuehrt

..am ersten Abend mit vielen Freunden im traditionellen Restaurant, hier mit Eneyew meiner Stationsleitung.....

Dann kleiner Ausflug zu Abba Jiffars Palace, der einzigen offiziellen "Sehenswürdigkeit" in Jimma. Wir haben dann ein paar Dörfler getroffen, die sich uns bis zum Palace angeschlossen haben -ist ne ca 1h Wanderung bergauf- und oben voll Frude unsere Reiseführer studiert haben -wohl eher als Bilderbuch-aber immerhin ;o))).



Zusätzlich waren da ein Haufen von Graduates und für Einheimische sind wir ja hier sowas wie DIE VIPS für ihre Photos, und so haben wir - mal nur mit einzelnen, mal mit deren Familien oder eben auch mit der ganzen Gruppe Fotos gemacht -insgesamt ca 40-50mal......

...da weiss man dann wie sich "Star-sein" so anfühlt :o))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))

Ansonsten hab ich Ihr so ein bischen Jimma gezeigt, wir sind dabei an einem wunderbaren Möbelwagen vorbeigekommen....


...typischen Jimmaszenarien, wie ne kleine Bajaj-Bodenwäsche.....


....übrigens so kann man sich auch nach Hause bringen lassen und zwar bis vor die Haustür!!!


Und dann gi bts auch ein deutsches Auto in Jimma, das einzige seiner Art hier, aber in Addis äusserst beliebt, dem ALter und Rostgrad sind natürlich keine Grenzen gesetzt.....


Und dann hab ich sie noch zum Schneider mitgenommen, wo ich mir einen schönen Hosenanzug hab machen lassen ;o)))....

...die Nähmaschinen sind doch unschlagbar?!?!?!


Und zum Schluss für diesen Eintrag noch das momentane Datum, in deisem Fall auf meinem tgl. Board....

.., der 2.13.02, aber der 13. Monat hat ja nur 5Tage, so dass ich nicht allzu häufig in den Genuss kommen werde, ein solches Datum zu schreiben.......